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Graupelwetter
Graupelwetter

Ort:
Scotty Enterprises
, Berlin, Oranienstr. 46
Datum:
4.2. - 25.2.2012

Öffnungszeiten
:
Mi bis Fr 15-19 Uhr, Sa 12-16 Uhr

Material:
Fluoreszierendes Klebeband, Modelltrabbi
Dimensionen:
gesamter Galerieraum
Konzept:
Graupel (Def.):
Undurchsichtige, weiße abgerundete Körner von schneeähnlicher Struktur (zusammendrückbar) mit einem Durchmesser von ca. 5 mm. Sie entstehen bei Temperaturen um 0 °C durch spontanes Gefrieren unterkühlter Tröpfchen an Eiskristallen bzw. Sublimation von Wasserdampf an Eiskristallen.


Ein persönlicher Wetterbericht:
Der "Graupel" in Politik, Wirtschaft, sozialen Umwälzungen und
Naturkatastrophen hat enorm an Intensität zugenommen.
Die Temperatur "O", die das spontane Gefrieren unterkühlter Tröpfchen zu Eiskristallen formiert scheint ein Dauerzustand geworden zu sein. Undurchsichtige Körner gehen in unregelmäßigen Schauern auf uns nieder. Ein Zustand von "Graupelwetter", mit anhaltendender Tendenz dichter und kann in Hagel übergehen.

Bei Scotty Enterprises greifen aus psychodelischen Klebebandbildern tentakelartig einige ausufernde Streifen in den Raum und werden von den Kanten immer wieder in eine andere Richtung gelenkt.  Neonfarbene Linien verweben den Raum. An den Linien angeheftet sind kleine Objektkästen mit Spielzeugautos die ab stürzen, in Formationen ineinander verhakt, um einander herum zu wirbeln scheinen. Die Statik in Aufruhr und außer Kraft gesetzt pur. Vor der Galerietüre parkt am Abend der Eröffnung ein Auto, der Besucher gelangt nur durch dessen geöffnete hintere Türe in die Galerie.


Kritik im Kunstforum:













"Eisiges Wetter herrschte am letzten Januarwochenende in Berlin, als vor der Eingangstür zum Kunstverein Scotty Enterprises ein Auto parkte. Die Künstlerin Birgit Ramsauer hatte den Ausstellungsbesuchern empfohlen, sich warm anzuziehen, denn wer ihre Exponate sehen wollte, der musste sich anstellen, bis ein Platz auf der Hinterbank des Autos frei war und man auf die andere Seite durchrutschen konnte: der Zutritt zu den Galerieräumen war nämlich nur durch die hintere geöffnete Autotür zugänglich.

„Graupelwetter“ hatte Ramsauer ihre Ausstellung betitelt, und damit meinte sie nicht nur die meteorologische Situation, sondern ebenso die Graupel „in Politik, Wirtschaft, sozialen Umwälzungen und Naturkatastrophen“. Wer am Vernissagenabend dann fröstelnd aus dem Auto in die Ausstellung gelangte, der sah dort eine Installation aus neonfarbenen psychedelisch anmutenden Klebebandstreifen, die sich wie ein dichtes Gewebe im Raum ausbreiteten. An diese Farblinien hatte die Künstlerin kleine Objektkästen mit Spielzeugautos angebracht, die sich wie bei einer Massenkarambolage ineinander verkeilt hatten oder aus den Kästen ins Nichts abzustürzen drohten – eine Metapher auf jene Abstürze, die im politischen Graupelklima Berlins auch der eine oder andere Protagonist in seinen Imagewerten oder gar auf der Karriereleiter erlebte."


Interview im Tip Berlin:

Kunstkopf: Birgit Ramsauer  

Birgit_Ramsauer_stefanie_doerreWarum nennen Sie eine derart bunte Ausstellung "Graupelwetter"?
Wenn etwas ganz extrem die Sinne beansprucht, dann wird der Geist hyperaktiv und überspannt. Neonfarben haben erst mal etwas Auffrischendes, aber auf Dauer sind sie eine Überbeanspruchung, und wenn man diese Neonfarben kombiniert, fangen sie an zu springen.

 

Ihr Material ist Stoffklebeband.
Ja, denn mit seiner klaren schönen Struktur ist es ein fantastisches Zeichnungsmaterial.

Eine Arbeit zieht sich durch die ganze Galerie.
Das Bild im unteren Raum besteht aus zwei Kreisen, die ich mit Klebebändern zueinander drehe. Drei Linien daraus habe ich in verschiedene Richtungen in den Raum schießen lassen. Und da der Raum viele Schächte, Vorsprünge und Treppen hat, gab es jede Menge Rückschläge. Dschum, dschum – jeder Absatz eine neue Richtung.

Sie machen auch installative Performances im öffentlichen Raum.
Performance ist Kommunikation. Und im öffentlichen Raum spürt man am besten, was in den Menschen und in der Gesellschaft vorgeht."


Backlink zu einer Veranstaltungsankündigung: