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Heterotopias

Ort: 
Guelman Galerie
Datum: 
16. - 31. Juli 
Material:
Iris Prints, gelbes Gaffersklebeband

Photographin:
Karin Desmarowitz

Galerie Guelman ist als größte und etablierte Galerie ein Ort der „Hochkunst“ der Russischen Szene. Gleichzeitig ist Marat Guelman der Gründer der Kunstmesse Moskau. Ich werde dort in meiner Ausstellung „Heterotopias“ Irisprints von meinen Performances und Installationen im öffentlichen Raum von 1997 bis heute zeigen. Außerdem verbinde ich meine persönlichen Lebens- und Arbeitsorte Moskau, New York und Berlin in einer Soundinstallation der U-Bahngeräusche von Berlin, Moskau und New York. Außerdem werde ich mit den Besuchern der Vernissage ein Klebebandrelief auf dem Boden im Laufe des Abends schaffen.

Heterotopien existieren laut Michel Foucault innerhalb aller unserer Institutionen und Systeme. 
In unserem täglichen Leben ist keine Einheit von Arbeit und Wohnen, ja jegliche Art von Lebenssituationen, mehr möglich. So entsteht in unserem Tagesablauf eine ständige Bewegung. Wir bewegen uns mit und zu Orten, die einem ganz bestimmten Gebrauch zugeordnet sind: heterotopische Orte. Wir suchen sie zu einem bestimmten Zweck zu einer bestimmten Zeit des Tages auf: Bushaltestellen, Bussen, Autos, Restaurants, Imbisse, Büros, Aufzüge, Flugzeuge, Parks, Spielplätze, Museen, Galerien, Büchereien. Alle diese Ort existieren als eigenständige Systeme und Orte.
Was sie in unser Leben einbindet, ist die Bewegung: sie sind Durchgangsstationen.
Ich baue mit meinen Installationen und Performances im öffentlichen Leben Heterotopien als Kunst-Räume. Im Gegensatz zu einer Heterotopie im realen Leben hat diese Installation/Performance einen anderen Status. Sie ist ein „Ver-rückter Ort“ (displaced place).
Diese „künstlerischen Zwischenräume“ arbeiten mit der Bewegung im öffentlichen Raum. Sie unterbrechen sie, sie leiten sie um, sie bilden neue Ströme der Bewegung, sie zeichnen sie nach und machen sie bildlich sichtbar etc. Meine Heterotopien sind immer auf weitere Formung durch den Zufall angelegt. Die äußeren Kräfte werden eingebunden. So formen sie den heterotopischen Raum aktiv mit.
Meine Heterotopischen Räume sind Behauptungen, keine Endzustände. Erst nach einem bestimmten Zeitraum sind sie endgültig geformt. Sie arbeiten mit Materialien und Formen des sie umgebenden öffentlichen Raumes. Sie schneiden aus der Realität ihre eigenen Realitäten aus. Sie sind zeitlich begrenzt und besetzen keinen Ort auf längere Zeit. Sie machen damit Raum für neue Heterotopien.

Es entsteht eine Transzendenz am Konflikt mit der realen Welt.

Dieses Aufeinandertreffen der realen Welt und meiner Heterotopien beobachte ich in Kollaboration mit verschiedenen Partnern wie Photographen, Videokünstlern und Schriftstellern über einen bestimmten Zeitraum. Es entsteht im Dialog mit meiner Arbeit deren Dokumentation, die ein wichtiger Teil dieser vergänglichen Heterotopie ist.

Für einen räumlichen Hör-Aus-Schnitt mit einer Aufnahme aus der U-Bahn Berlins, der Subway New Yorks und der Metro Moskaus, Irisprints und einer Lifeperformance mit den Besuchern wird die Galerie Guelman auf unterschiedlichen Ebenen für zwei Wochen der Ort einer Heterotopie sein.

Ankündigung