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DROP

Ort: 
Centennial Olympic Park, the Memorial Quilt, Einzelausstellung
Datum: 
20.09 - 30.11
M
aterial: 
Baumwollfrüchte vom Stadium der noch grünen Frucht bis hin zum bereits geöffneten weißen Baumwollball; fluoreszierend grünes, pinkes, gelbes und rotes Gaffersklebeband
Photograph: 
Anya Liftig
Video: 
Cecilia Kane
Dokumentation: 
Ausstellung im Contemporary Art Center, Atlanta

“Drop” ist eine Installation/Performance im Gelände des Olympic Centennial Park in Atlanta. Die Installation wurde durchgeführt ganz kurz nach dem Attentat auf den World Trade Center, Washington und Pittsburg am 11. September 2001.
Als artist in residence war ich in Atlanta eingeladen, um im öffentlichen Raum eine Arbeit im September zu verwirklichen. 
Der Reichtum des Südlichen Teils der Westküste der USA basierte vor dem Bürgerkrieg in den USA auf der Baumwollproduktion. Die Relation dieser ehemaligen Tradition des agragorientierten Wirtschaft und der heutigen modernen, auf internationalem Geschäft basierenden Gesellschaft, die sich vor allem auf die Metropolen, hier Altanta konzentriert, wollte ich in meiner Installation wieder in Verbindung und in Spannung bringen.
Wie ich aus meinen Nachforschungen erfuhr, ist der Baumwollanbau fast gänzlich verschwunden. So will ich in meiner Arbeit die beiden Teile von früher und heute als Gegensätze in die Stadt bringen und gegenüberstellen: Die Baumwolle in der Metropole.
Die Baumwolle habe ich zusammen mit einem Baumwollfarmer gepflückt. Zu dem Zeitpunkt war die Baumwolle noch nicht voll geöffnet, sondern noch in den meisten Fällen eine grüne Baumwollfrucht, kurz vor der Reife. Diese Frucht setze ich in einen Zylinder aus fluoreszierendem Gaffersklebeband in verschiedenen Farben.
Während die Skulpturen in meinem Studio stehen öffnen die Baumwollfrüchte sich nach einigen Tagen mehr und mehr.

Während meiner Zeit in Atlanta ereignet sich das Terrorattentat auf die USA. Einige Tage nach dem 11. September soll ich die Installation durchführen. Ich weiß zu dem Zeitpunkt nicht mehr wie die Kunst aussehen soll. Da entwickelt sich die Arbeit eigenständig. Die Baumwollskulpturen sehen auf einmal wie kleine Bomben aus, der einzig richtige Ort in Atlanta scheint mir der Platz zu sein, wo damals während der Olympischen Spiele sich ein ähnliches Drama in Atlanta abgespielt hat: Der Platz des Memorials im Olympic Cenntenial Park. Atlanta selbst ist auch aufgrund dieser geschichtlichen Parallele besonders panisch während der ersten Tage nach dem 11. September immer wieder am Evakuieren der Wolkenkratzer in der Innenstadt, vor allem des Coca-Cola Gebäudes, eines weiteren Symbols Amerikas. 
Ich wähle fluoreszierendes rotes Gaffersklebeband als Linien, die von dem Denkmal ausgehend sich immer mehr hin zu dem Rasen im Zentrum des Parks verdichten. Direkt an der Rasenkante sind die Streifen nur noch 2 inch voneinander entfernt. 
Auf den Streifen stehen die Baumwollskulpturen, die sich vom geschlossenen bis hin zum Rasen immer mehr öffnenden Zustand entwickeln.Auch steigert sich immer die Anzahl des Skulpturen zum Rasen hin immer um eine Skulptur. Am Rasenrand befindet sich die größte Anzahl der Skulpturen. Dort sind sie am weitesten gereift. Von da an breitet sich im Grün ein großer Ring von voll geöffneten Baumwollbällen aus.
Die ganze Installation ist eine „Friedensskulptur“ geworden, die sich zum Rasen hin immer mehr konzentriert und im Grün explodiert. Eine Pflanze breitet sich weg von dem Unglücksort hin ins Grün in Schönheit aus und bettet sich wie eine Blume ins Grün und belebt den sterilen Rasen.
So verbindet die Installation/Performance die Geschichte des Agrarreichtums von damals mit der modernen internationalen Handelsmetropole Atlanta.

Die Einwirkung des Ortes:
Da ich immer ohne Erlaubnis arbeite, ist eine Zerstörung, eine Einflußnahme von außen ein miteinbezogenes Element meiner Arbeit. Es wird von einer Photographin und einer Videokünstlerin dokumentiert.

In Atlanta ist die Arbeit besonders eigenartig nach dem vorangegangenen 11.September. Ich bin auf eine sofortige Unterbrechung meiner Aufbauarbeit gefasst. Dennoch hatte ich ca. 2 Stunden Zeit und die Arbeit bereits fast völlig aufgebaut, bis die ersten Parkranger auf ihren Fahrrädern aufgetauchen. Da ich die Arbeit nicht abbauen will und sie sich nicht befugt fühlen, die Arbeit abzubauen, holen sei den Parkmanager, der nach 20 Minuten erst eintrifft und mir die Möglichkeit gibt, die Arbeit noch vollständig aufzubauen.
Der Manager läßt sich nicht erweichen, die Arbeit, die er als eindeutig Kunst identifiziert, im Park einige Zeit stehen zu lassen. Er behält einige Skulpturen als „Beweisstücke“. Video und Photokamera akzeptiert er, da durch mehr als drei Anwesenden Öffentlichkeit definiert ist. 
Er besteht darauf, daß die Backsteine durch die Klebebänder beschädigt werden. 
Die Arbeit wird von seinen Parkrangern vollständig abgebaut.

Die Dokumentation wird in Videoaufnahmen und Photographien im Contemporary Art Center in Atlanta gezeigt.